Schwerpunkt

Agrarpolitik quo vadis?

Saisonarbeit am Feld: Gute Arbeit in der Landwirtschaft

Sie ernten Spargel, Erdbeeren, Essiggurkerln und vieles mehr. Bei Sonne, Regen, Kälte und Hitze arbeiten sie auf Österreichs Feldern, pflanzen, pflegen und ernten, die Erntehelfer*innen.

Der kollektivvertraglich festgelegte Lohn ist niedrig (6,00–7,50 €/h). Auf den Feldern erzählen uns die Erntehelfer*innen von ihrer Bezahlung, die zum Teil weit unter dem Kollektivvertrag liegt, von 16-h-Arbeitstagen, von Unterbringung in unzulänglichen Quartieren und schlechter Behandlung durch die Arbeitgeber*innen. Manche wissen nicht einmal, von wem sie beschäftigt werden und ob sie versichert sind. Saisonarbeiter*innen in der Landwirtschaft sind eine der am meisten ausgebeuteten Arbeitnehmer**innen in Österreich.

Um die Erntehelfer*innen auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, haben die Produktionsgewerkschaft und Aktivist*innen aus dem Feld der Antirassismusarbeit und  der kritischen Agrarpolitik die  „sezonieri-Kampagne“ ins Leben gerufen. 
Wir setzen uns seit 2014 für die Rechte von Erntehelfer*innen ein. Informationsarbeit über Arbeitsrechte und Unterstützung bei der Durchsetzung von Ansprüchen sind ein Teil der Kampagne. Mit Feldaktionen erreichen wir die Kolleg*innen direkt und können sie im Idealfall in ihrer Erstsprache beraten. Mehrsprachiges Infomaterial und Infovideos online helfen die Inhalte zu verbreiten. Die Unterstützung von Selbstorganisierung ist ein zentrales Ziel, das nur langsam an Boden gewinnt. Hier wollen wir 2020 gemeinsam mit UNDOK (Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung UNDOKumentiert Arbeitender) einen weiteren Schritt gehen und die Kolleg*innen ermutigen sich stärker zu solidarisieren. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung lenken wir die Aufmerksamkeit auf die Arbeit hinter der Lebensmittelproduktion und zeigen auf, dass regionale Produktion kein Garant für faire Arbeitsbedingungen ist. Unser Kampagne ist mit Initiativen in Europa und weltweit vernetzt (s. unten). 

Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

Landwirtschaft muss sozial und ökonomisch nachhaltig sein. Sie braucht Rahmenbedingungen unter denen Menschen ohne Ausbeutung arbeiten können, braucht im Sinne der Ernährungssouveränität ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen mitgestalten und selbst Entscheidungen treffen können. Gefordert sind auch Produktpreise, die wahre Kosten decken. Für all das ist eine Förderpolitik nötig, die nach Arbeitsaufwand, Einhaltung von Arbeitsrechten und guten Arbeitsbedingungen ausgerichtet ist. Eine Agrarpolitik, die eine sinnvolle, diverse Landwirtschaft fördert.

Wir haben lange als Gewerkschaft für fairen Lohn, Urlaubs- Geld und Weihnachtsgeld gekämpft. Diese Rechte werden wir nicht aufgeben.