Editorial: Lebens-Kreislauf
Der Schwerpunkt muss diesmal ohne meine einleitenden Gedanken auskommen. Denn nach 77 Ausgaben der „Wirtschaft und Umwelt“ ist dies die letzte, für die Dr. Wilfried Leisch als Redakteur dafür sorgt, dass alle Artikel rechtzeitig, aufeinander abgestimmt und lesbar erscheinen können. Dass „seine“ erste Nummer im Herbst 1997 den Titel „Von Rio nach Kyoto“ hatte und sich mit dem Begriff der Nachhaltigkeit und der Verteilungsgerechtigkeit auseinandersetzte, passt zu den heute aktuellen Themen und auch zum Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe. Wer sich mit Umweltpolitik auseinandersetzt, muss nämlich einen sehr langen Atem haben und damit leben, dass Anliegen und Probleme – wie in einem Kreislauf – immer wieder erneut thematisiert werden müssen. Wilfried Leisch hat diesen langen Atem, und er erhält sich diesen nicht zuletzt durch seine Leidenschaft für das Radfahren in allen Lebenslagen. Seine Beiträge in der „WUM“ sind meist durch ein gewisses Augenzwinkern geprägt. Wenn er in Nummer 3/1997 über die Nacktschneckenplage schreibt, weist er etwa darauf hin, dass deren „Nacktheit kaum jemandem zu schaffen macht, eher schon die Gefräßigkeit dieser Haustiere“. Auch unzählige Bildunterschriften weisen auf seinen trockenen Humor hin, wie etwa in Nummer 3/2002: „Immer mehr sind auch Kinder direkt die Zielgruppe der Lebensmittelwerber. Wie lange noch? Pestizide wirken sich auf die Geburtenrate aus.“ Ab der Ausgabe 1/2005 konnte er seine ironische Seite im „WUM-OMETER“, das umweltpolitische Aufreger und Kurzmeldungen sehr pointiert kommentiert, optimal zur Geltung bringen. So lässt er den „Oberbauern Rupprechter zur Preisstützung in Sanktions-Äpfel beißen“ oder er kommentiert die Ambitionen von Atomkonzernen, sich bei Windradherstellern einzukaufen, als „erneuerbaren Gewinn für Energie-Dinosaurier“. Wilfried Leisch steht aber auch für interessante Reportagen in anderen Medien und wird sicher künftig noch als Umwelt- und Energieeffizienzberater tätig bleiben. Für seine Verlässlichkeit und die Qualität seiner Arbeit gilt ihm jedenfalls mein aufrichtiger persönlicher Dank.