Editorial: Corona und Landluft

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich der Landwirtschaft, der Agrarpolitik und ihren ökologisch blinden Flecken, sowie problematischen Folgen. Aber aufgrund der Ausnahmesituation, in der sich die Welt im Augenblick befindet, soll auch hier das Thema Corona angesprochen werden.

Seit Jahren fordern wir wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz, die auf soziale Ausgewogenheit, Verteilungsgerechtigkeit und Erhalt von Arbeitsplätzen ausgerichtet sind. Durch die Coronakrise erleben wir jetzt drastische Einschnitte in unser tägliches Leben und in die Wirtschaft. Die Lage ist bedrohlich, vor allem für die Gesundheit vieler Menschen, das Gesundheitssystem und die Versorgung der Bevölkerung. Für die Beschäftigten geht es in erster Linie darum, ihre Arbeitsplätze und Einkommen auch in der Krise zu sichern. Aber es stellt sich dennoch die Frage, wieso man bei Corona ganz selbstverständlich auf Ge- und Verbote setzt, bei der Klimakrise, die die Existenz von immer mehr Menschen ebenso bedroht, aber bisher vor allem auf Anreize, Förderungen und die Marktkräfte vertraut. Wenn die Regierung jetzt zurecht die Wirtschaft mit einem Milliardenpaket unterstützt, dürfen die Arbeitnehmer*innen und der Klimaschutz nicht vergessen werden. Es wäre unverantwortlich, die alte fossile Wirtschaft mit Steuergeldern wiederherzustellen, ohne die Gelegenheit für einen klimagerechten Umbau zu nutzen.

Das Virus macht auch keinen Bogen um die gesunde Landluft. Aber ist die denn so gesund? 
Ist die Landwirtschaft so natürlich und biologisch, wie es die Agrarlobby und die Lebensmittelindustrie uns glauben machen wollen? Was ist mit Tierleid, Pestiziden, Nitrat im Grundwasser, Insektensterben und Luft- und Bodenbelastung? Fakt ist, dass in 
Österreich weniger als 4 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten, die Landwirtschaft 1,3 Prozent zum österreichischen BIP beiträgt, die Förderung der Landwirtschaft aber etwa ein Drittel des EU-Budgets ausmacht. Gründe genug, um auch die Agrarförderung endlich umfassend am Umwelt- und Klimaschutz zu orientieren.