AK-Studie: WIFO-Studie zum Stand der Digitalisierung in Österreich
Die Digitalisierung ist die Triebkraft hinter zahlreichen Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft. Viele neue Produktionsmethoden, aber auch Güter und Dienstleistungen sind Folge der Digitalen Revolution. Verglichen mit der hohen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit hinkt Österreich dabei jedoch hinterher. Das zeigt beispielsweise der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) in der Europäischen Union. Dieser soll den Stand der Digitalisierung in unterschiedlichen Bereichen abbilden – von der Internetanbindung über digitale Kompetenzen bis zur Digitalisierung von Unternehmen und öffentlichen Diensten. Mit dem siebthöchsten Pro-Kopf-Einkommen in der EU liegt Österreich beim Digitalisierungsindex nur an 11. Stelle.
Ursache für die mittelmäßige Position sind aber nicht mangelnde Investitionen der österreichischen Unternehmen – verglichen mit anderen Staaten sind diese hierzulande sogar relativ hoch. Der im internationalen Vergleich festzustellende Rückstand ist vielmehr auf das Nachfrageverhalten der privaten Haushalte zurückzuführen. So werden in Österreich neue digitale Anwendungen für Freizeit und Unterhaltung, aber auch die – im internationalen Vergleich weiterhin sehr gut bewerteten – digitalen Angebote der öffentlichen Verwaltung relativ selten genutzt. Im Digitalisierungsindex DESI der EU spiegelt sich beispielsweise die weit unterdurchschnittliche Nutzung von Cloud-Diensten wider. Überdurchschnittlich akzeptiert sind hingegen andere Dienste zur Erleichterung des Lebensalltags wie Online Shopping oder Online Banking.
Ebenfalls im DESI abgebildet ist der Ausbau ultraschneller Breitbandverbindungen. Während Österreich bei der Netzabdeckung für schnelles Breitband im EU-Vergleich im vordersten Drittel liegt, hinkt das Land beim sogenannten ultraschnellen Breitband hinterher. Dabei zeigt die Studie auch, dass der direkte Beitrag von Kapitalleistungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zum Wachstum des österreichischen Bruttoinlandsprodukts schon einmal höher war: Lag er in den 1990er Jahren bei 0,7 Prozentpunkten, so betrug er im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2017 nur rund 0,36 Prozentpunkte. Insgesamt war der Wertschöpfungs- (5,8 Prozent) und Beschäftigungsanteil (4,1 Prozent) der IKT-produzierenden Wirtschaftszweige in Österreich im EU-Vergleich sehr gering. Besser schneiden hingegen die IKT-nutzenden Bereiche ab.
Ebenfalls relativ gut positioniert ist Österreich beim entscheidenden Aspekt der Entwicklung digitaler Fertigkeiten. Sowohl beim Anteil der IKT-Fachkräfte an der Beschäftigung als auch bei den sogenannten MINT-AbsolventInnen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) liegt das Land im Vergleich der EU-Mitgliedstaaten im besten Viertel. Der Studie zufolge wird dabei der Wettbewerb um die besten Fachkräfte noch zunehmen.
Um Österreich gut auf die digitale Zukunft vorzubereiten, sind daher abgestimmte wirtschaftspolitische Initiativen auf unterschiedlichen Ebenen notwendig. Dabei geht es auch darum, die Akzeptanz digitaler Anwendungen zu fördern und die ArbeitnehmerInnen in Veränderungsprozesse einzubeziehen. Damit das besser gelingt, stellen die Arbeiterkammern mit ihrem Zukunftsprogramm 2019 bis 2023 bundesweit 150 Millionen Euro für eine große Digitalisierungsoffensive zur Verfügung.