Interview: Klimaziele: Abschied vom Verbrennungsmotor?

Was ist an diesem Plan dran? Soll dies primär mit steuerlichen Instrumenten gelingen?

Gustavsen: Die Verkehrsbehörden Norwegens haben einen gemeinsamen Bericht erstellt, der als Planungsgrundlage für den Nationalen Transportplan dienen soll. Der Bericht enthält eine Vielzahl klimapolitischer Maßnahmen, die im Sinn des Abkommens von Paris zur Emissionsreduktion in Norwegen beitragen. Gegenüber heute sollen im Transportsektor die Emissionen bis 2030 halbiert werden. Vieles davon soll durch ökonomische Anreize erreicht werden, aber auch durch andere Maßnahmen wie kostenloses oder billigeres Parken sowie Infrastrukturausbau für Null-Emissions-Fahrzeuge. Wir müssen die Entwicklung der Treibhausgasemissionen genau beobachten, um die Instrumente entsprechend anzupassen. Der Vorschlag bedeutet nicht notwendigerweise ein Verbot von Diesel- oder Benzin-Pkw.

Gab es Widerstand gegen den Plan?

Gustavsen: Der Vorschlag fand viel Akzeptanz. Es besteht weitgehend Einigkeit, dass wir ehrgeizige Ziele brauchen. Kritisch wurde eingewendet, dass wir das Potenzial der technologischen Entwicklung überschätzen könnten. Manche Umwelt-NGOs meinen, wir sollten den Schwerpunkt eher auf die Verringerung des Transportvolumens legen. Zur Umsetzung der ehrgeizigen Ziele benötigen wir aber auch die Autoindustrie: die Reichweite der Fahrzeuge muss steigen, und sie müssen sich den vielfältigeren Anforderungen anpassen.

Gibt es vergleichbare Pläne für den Straßentransport?

Gustavsen: Die Klimastrategie umfasst auch Ziele für Busse, für den Güterferntransport und für die Distribution. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sollen ab 2025 nur mehr emissionsfreie Busse neu zugelassen werden. Im Bus-Fernverkehr sollen 2030 von den Neufahrzeugen 75 Prozent emissionsfrei sein, im Güterferntransport die Hälfte. In den größeren Ballungszentren streben wir – im Einklang mit den EU-Zielen – bis 2030 eine emissionsfreie Güterdistribution an. Die technologische Entwicklung bei den Bussen im ÖPNV ist weit gediehen; in einigen größeren Städten laufen Versuche mit Elektro- und Wasserstoff-Bussen. Bei Lkw ist die Entwicklung nicht so weit, aber einer der größten Logistiker hat begonnen, Lkw auf Elektro- und Wasserstoffbasis zu testen.

Die Zahl der Elektroautos stieg 2015 
in Norwegen von 38.600 auf 69.100, also um etwa 80 Prozent. Damit lag der Anteil von E-Autos 2015 bei 2,6 Prozent. Worauf sind diese – im internationalen Vergleich – hohen Zahlen zurückzuführen?

Gustavsen: Mitte 2016 waren es bereits 87.000 E-Autos. Ökonomische Anreize waren für diesen Erfolg wichtig, vor allem die Befreiung von der Umsatzsteuer und von der Maut. Die steuerliche Begünstigung macht E-Autos gegenüber Benzin- und Diesel-Pkw konkurrenzfähig. Weiters wird die Ladeinfrastruktur ständig besser, und Strom ist relativ billig. Dadurch sind die Betriebskosten gering. Gleichzeitig wurde zugelassen, dass E- und Wasserstoff-Autos bei der Einfahrt in größere Städte Busspuren benutzen, sofern dies den anderen Verkehr nicht behindert. Das hat sich besonders für Pendler rund um Oslo als attraktiv erwiesen.