Interview: Mehr oder weniger arbeiten?

Warum eine „Freizeitoption“? 

Schleinbach: Für erhebliche Teile der Beschäftigten haben neben der Entwicklung des Einkommens auch andere Aspekte der Arbeitsbeziehungen große Bedeutung. Die Vereinbarkeit von Arbeit mit persönlichen Bedürfnissen hat dabei hohe Priorität. 

Was sind die Rahmenbedingungen?

Schleinbach: Wichtig ist die Freiwilligkeit der betrieblichen Sozialpartner, die Freizeitoption anzuwenden. Die Entscheidung der betrieblichen Partner gilt auf Dauer. Die gebührende Freizeit kann stundenweise, in ganzen Tagen oder in größeren Freizeitblöcken konsumiert werden.

Was bringt das für die Beschäftigten und wie wird es angenommen?

Schleinbach: Für die Beschäftigten wird mit der Freizeitoption erstmalig - unter bestimmten Voraussetzungen - ein individuelles Wahlrecht geschaffen, entweder mehr Geld oder mehr Freizeit zu erhalten. Damit anerkennen die Sozialpartner die Unterschiede in den Lebensverhältnissen zwischen den Menschen und ihren vielfältigen Wertehaltungen. Für die einzelnen ArbeitnehmerInnen bedeutet dies, dass deren Bedürfnissen stärker entsprochen wird. Solche Kollektivvertragspolitik hat Zukunft. Dass es die Auswahlmöglichkeit Zeit oder Geld gibt, wird von den Beschäftigten begrüßt. In den (leider zu wenigen) Betrieben, in welchen die Freizeitoption angeboten wird, gibt es wesentlich mehr Interessenten als tatsächliche Vereinbarungen getroffen wurden.

Welche Herausforderungen gibt es, wie reagieren die Unternehmen?

Schleinbach: Es gilt, möglichst vielen Beschäftigten zusätzliche Freizeit zu ermöglichen. Unternehmen müssen dafür die Arbeitsorganisation so flexibel gestalten, dass dies ohne qualitative oder quantitative Probleme in der Produktion umgesetzt wird.