Wissenschaft: Wie Österreichs Vermögen wirklich verteilt sind

Die Europäische Zentralbank  (EZB) hat mit dem Household Finance and Consumption Survey (HFSC) erstmals die Vermögen privater Haushalte in 15 Eurozonenländern (darunter auch Österreich) erhoben. Obwohl dies sehr sorgfältig und mit vielen Kontrollen geschehen ist, besteht bei dieser Erhebungsweise, die auf Haushaltsbefragungen basiert, das Problem, dass besonders vermögende Haushalte untererfasst bleiben. Dies liegt einerseits daran, dass besonders reiche Haushalte in der Stichprobe nicht enthalten waren. Andererseits verweigern Vermögende die Antworten überdurchschnittlich oft, oder antworten sogar falsch. Während andere methodische Probleme im HFSC gut gelöst wurden, verblieb die Untererfassung besonders reicher Haushalte ein Problempunkt.

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Um diese Lücke zu schließen, hat eine Studie der Universität Linz im Auftrag der Arbeiterkammern Wien und Oberösterreich, das Privatvermögen der reichsten österreichischen Haushalte neu berechnet. Dabei wurde entsprechend der wissenschaftlichen Lehrmeinung davon ausgegangen, dass sich der oberste Rand der Vermögensverteilung am besten durch die „Pareto-Verteilung“ (stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung) abbilden lässt. 

Die Ergebnisse der Studie sind dabei umso bemerkenswerter, berücksichtigt man, dass die  Wissenschaftler sehr konservative Annahmen (so wurde das Vermögen österreichischer Milliardäre in dieser Studie nicht berücksichtigt) gewählt haben. 

Das Gesamtvermögen aller österreichischen Haushalte beträgt nach diesen neuen Schätzungen 1.250 Milliarden Euro. Damit ist das Gesamtvermögen (netto, also abzüglich Schulden) der österreichischen Haushalte um 250 Milliarden Euro größer als bislang angenommen. Außerdem konzentriert sich das Vermögen deutlich stärker auf einige wenige als vermutet wurde. So verfügt das reichste eine Prozent mit 37 Prozent des Gesamtvermögens über mehr als ein Drittel des Vermögens aller. Das durchschnittliche Nettovermögen des obersten einen Prozentes ist mit 12,7 Millionen Euro pro Haushalt doppelt so hoch wie vorher geschätzt. 

Und auf die reichsten zehn Prozent entfallen 69 Prozent des Gesamtvermögens. Die verbleibenden 90 Prozent aller Haushalte verfügen daher mit 31 Prozent des Gesamtvermögens, gemeinsam nicht einmal über die Hälfte des Vermögens der obersten zehn Prozent. 

Bereits bekannt war, dass Vermögen in Österreich extrem ungleich verteilt sind. Diese neue Studie, die uns die derzeit besten Daten über die Vermögensverteilung in Österreich liefert, zeigt aber, dass die Vermögensverteilung noch deutlich ungleicher ist, als bislang angenommen wurde. 

Die Studie zeigt aber auch, dass eine allfällige Millionärssteuer nur die reichsten fünf Prozent der Haushalte treffen würde, denn erst unter den reichsten fünf Prozent aller österreichischen Haushalte beträgt das Nettovermögen mehr als eine Million Euro. 

Die Studie kann kostenlos heruntergeladen werden.