Kommentar: Sie hab'n a Strossn baut
Rund 400.000 Menschen werden sich bis 2030 in und rund um Wien niederlassen. Das entspricht der aktuellen Einwohnerzahl der Landeshauptstädte St. Pölten, Linz und Salzburg. Dass sich damit auch im Verkehrsbereich einiges ändern muss, liegt auf der Hand, doch trotz Bekenntnissen zu mehr öffentlichem Verkehr, Rad- und Fußverkehr werden in der konkreten Umsetzung noch immer Einkaufszentren auf der grünen Wiese errichtet wie in Gerasdorf oder Entlastungsstraßen geplant wie aktuell in Wien Donaustadt. Bereits jetzt ist in der Ostregion die eineinhalbfache Größe von Wien mit Verkehrsflächen zubetoniert. Wenn weiterhin nach der Logik „mehr Menschen = mehr Autos = mehr Straßen“ agiert wird, hat das zwangsläufig die Folge, dass wir in den nächsten Jahren Grünflächen opfern werden, die größer sind als erster, zweiter und dritter Bezirk gemeinsam. Dabei sind Autobesitz und -nutzung in Wien rückläufig und die für Ballungsräume geeigneteren Verkehrsmittel bereits vorhanden. Auf einer Fläche, die zehn Personen mit jeweils einem Auto beanspruchen, könnten 50 mit der Bim, 78 mit dem Rad und fast 600 zu Fuß vorwärtskommen. In München geht diese Rechnung auf, dort wurde in einem Stadtentwicklungsgebiet statt einer Entlastungsstraße eine Straßenbahn gebaut. Von Anfang an waren damit 13.000 Personen täglich unterwegs, d.h. die Stadt wurde tatsächlich um mindestens 11.000 Pkw pro Tag entlastet. Auch die Kosten waren mit 40 Millionen Euro im Vergleich zu den ca. 240 Millionen für die gleich lange Stadtstraße in Wien Donaustadt sehr bescheiden. Straßenausbau bedeutet für uns alle neben hohen Kosten Vernichtung von Erholungsraum und verschmutzte Luft in der Wohnumgebung. Da v.a. besserverdienende Männer das Auto nutzen, ist der Straßenbau in Summe weder sozial gerecht, noch unterstützt er die Gleichstellung von Mann und Frau.