Kommunikation
Arbeitswelt im (Klima)Wandel
Veranstaltung
Im Rahmen der Kooperation AK-SOZNET haben Expert:innen aus der betrieblichen Praxis, Wissenschafter:innen und Vertreter:innen der Politik am 20. Oktober diskutiert, welche Auswirkungen die Klimakrise auf Beschäftigte und Unternehmen hat. Im Zentrum stand die Frage, wie Nachhaltigkeit und gute Arbeit im Klimawandel gesichert werden können. Als Ergebnis stand außer Streit, dass der Umbau hin zur Klimaneutralität Umwälzungen für die gesamte Wirtschaftsstruktur mit sich bringt, die viele Unternehmen zu einer Neuorientierung zwingen und ganze Branchen transformieren. Damit gehen große Umbrüche am Arbeitsmarkt einher, die alte Berufe verschwinden und neue entstehen lassen. Für jene, deren Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, ist das eine existenzielle Bedrohung. Zugleich sind aber auch neue Kompetenzen gefragt. Ohne öffentlich unterstützte Qualifizierungsprogramme und eine gute soziale Absicherung während der Übergänge werden diese Umbrüche nicht zu bewältigen sein. Auch die Unternehmen müssen Verantwortung dafür übernehmen, ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen. SL
Früher war alles später
Klimawandel
Der Frühling kommt früher, die Vegetationsperiode wird länger und der Winter wird kürzer. In dieser reich bebilderten Broschüre wird die Arbeit der steirischen Naturpark-Schulen in der Beobachtung des Klimawandels „vor der Haustür“ bildreich und nachvollziehbar präsentiert. Maßgeblich verantwortlich dafür, dass etwa der Hollunder immer früher blüht oder Heuwiesen um drei Wochen früher gemäht werden müssen, ist ein beschleunigter Temperaturanstieg, wie es ihn in der moderneren Menschheitsgeschichte so noch nie gegeben hat. Der Klimawandel ist in den steirischen Naturparken und allen Regionen Österreichs angekommen. Die Beobachtung der Natur hilft, die Klimaerwärmung und ihre Folgen direkt zu erkennen. Die Broschüre der Naturparke Steiermark macht die Veränderungen für Pflanzen, Tiere und Menschen in Grafiken und Bildern begreifbar und eignet sich gut als Information für Schulen und Bildungseinrichtungen und als allgemeine Diskussionsgrundlage zu Klimafragen. SL
Virtuell durch den Urwald
Haus der Wildnis
Der sogenannte Rotwald ist ein 400 Hektar großer Urwald im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet. Er überdauerte seit der letzten Eiszeit weitgehend ohne menschliche Eingriffe. Das lag einerseits an der unzugänglichen Lage und andererseits an einem jahrhundertelangen innerkirchlichen Besitzstreit zwischen dem Stift Admont und der Kartause Gaming. Der „umkämpfte“ Wald gelangte in das Eigentum von Albert Rothschild, der 1875 jede wirtschaftliche Nutzung unterband. Inzwischen steht das Gebiet unter strengstem Naturschutz und wurde auf 7.000 Hektar (= 70 Quadratkilometer) erweitert. Der Rotwald ist extrem interessant und eindrucksvoll, sollte aber nicht betreten werden. Um dieses Dilemma zu lösen, wurde im Ortszentrum von Lunz am See das „Haus der Wildnis“ errichtet. Hier kann man eine mittels Hightech, Ventilatoren und Virtual-Reality-Brille eine Führung durch das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal unternehmen, ohne diesem Schaden zuzufügen. Auch ökologische Zusammenhänge werden auf dies Art leicht verständlich erklärt. Das Haus der Wildnis ist täglich außer Dienstag geöffnet. HH
https://www.haus-der-wildnis.at/
Raus aus der Vielfachkrise
Buch
Das Wort „multiple Krisen“ wird vielleicht das Wort dieses Jahres. Die Welt ist derzeit in einem sehr fragilen Zustand. Für junge Menschen sind Klimakrise und Verteilungsfragen die zwei wichtigsten Zukunftsthemen. Der Krieg in Europa tut sein Übriges und ein Ende ist nicht in Sicht. Wie kommen wir da nur wieder heraus, mögen sich viele fragen. Der Politikwissenschafter und Journalist Alexander Behr versucht darauf Antworten zu geben. Sein Vorschlag. Nur mit echter, kollektiv gelebter Solidarität lässt sich ein Ausweg finden. Er bietet einen Gegenentwurf zur imperialen Lebensweise an, und führt aus, wie sich diese überwinden und eine sozial-ökologische Transformation umsetzen lässt. Als ehemals Aktiver in der Landarbeiter:innenbewegung sammelt er Beispiele von gelebter Solidarität. Er lotet die Bedingungen und Voraussetzungen für eine solche Solidarität aus. Er sucht Strategien für einen radikalen Umbau der Gesellschaft, stellt gelungene Kampagnen vor und erörtert, wie der dringende Handlungsbedarf mit oft langwierigen inklusiven Prozessen vereinbart werden kann. Seine zahlreichen Beispiele machen Mut für eine aktive Gestaltung des sozial-ökologischen Umbaus der Gesellschaft. SI
Alexander Behr, 2022: Globale Solidarität, Oekom Verlag.
Kompetenzzentrum Alltagsökonomie
Neugründung
Die Alltagsökonomie – öffentliche Infrastrukturen, Daseinsvorsorge, Nahversorgung – erfüllt wichtige Funktionen für Gesellschaft und Wirtschaft: die soziale Absicherung von Menschen, den sozialen Ausgleich und die ökologische Nachhaltigkeit. Die zentrale Bedeutung der Alltagsökonomie wird gerade in Krisenzeiten besonders deutlich. Der dringend notwendige Umbau der Wirtschaft zur Bekämpfung der Klimakrise – wie z.B. die Energie-, Mobilitäts-, Ressourcen-, Agrarwende, die Sicherung der Grundversorgung, der soziale Ausgleich, die Schaffung guter Arbeitsplätze, und auch die Förderung territorialen Zusammenhalts – erfordern die Stärkung der Alltagsökonomie und der Daseinsvorsorge. Das neu gegründete Zentrum will ein Wissenschaftsnetzwerk von Forscher:innen an österreichischen Universitäten und Forschungseinrichtungen schaffen, um transdisziplinäre, transformative Grundlagen und angewandte Forschung unterschiedlicher Ausrichtung zu den Themen der Alltagsökonomie zu fördern und stärken. Auch die Zusammenarbeit von Universitäten, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Sozialpartnern sowie Akteur:innen der Zivilgesellschaft rund um die Alltagsökonomie soll gefördert werden. Wir freuen uns auf die Ergebnisse dieser neuen Einrichtung. SI
Verbot und Verzicht – Politik aus dem Geiste des Unterlassens
Buch
Verbot und Verzicht sind zwei Reizwörter, die man in der politischen Debatte über den Klimaschutz heutzutage lieber nicht in den Mund nimmt. Warum ist da so, wo sich doch Marktmechanismen als untauglich erwiesen haben? Warum ist z.B. eine so einfache und wirksame Maßnahme wie die Absenkung von Tempolimits derart unbeliebt?
Der Ökonom Philip Lepenies – Politologieprofessor an der Freien Universität Berlin – erklärt dies, indem er den Siegeszug der neoliberalen Ideologie über die letzten Jahrzehnte hinweg nachzeichnet. Dabei ist der Eigennutz des Einzelnen wichtiger, als das Gemeinwohl einer Gesellschaft. Statt Mitbestimmung von Bürger:innen wird das individuelle Konsumverhalten zur wahrhaft demokratischen Entscheidung hochstilisiert. Der Staat wird als Gegner gesehen und persönliche Kaufentscheidungen über moralische und ökologische Bedenken gestellt. Lepenies kann in diesem lesenswerten Buch nachweisen, dass jene, die angesichts von (demokratisch beschlossenen) Verboten von „Ökodiktatur“ schreien, die wahren Antidemokraten sind. Denn eine sozialökologische Transformation könne ohne Verbot und Verzicht nicht gelingen. HH
Neue Gentechnik – Das doppelte Spiel der Konzerne
Biotech-Konzerne preisen Verfahren der Neuen Gentechnik (NGT) als „natürliche“ und nicht nachweisbare Prozesse an, um so hergestellte Lebensmittel von den strengen Regeln des EU-Gentechnikrechts auszunehmen. Gleichzeitig wird mit NGT-Patentanträgen versucht, die technischen Innovationen abzusichern und Schlupflöcher im Patentrecht auszudehnen. Eine gemeinsame Recherche von mehreren NGOs und AK Wien deckt dies auf. Link zum Report SI