Leben

Rezepte, um Lebensmittel­verschwendung zu vermeiden

Laut Berichten der Vereinten Nationen gehen jährlich etwa 14 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel nach der Ernte verloren. Schätzungsweise 17 Prozent werden im Einzelhandel und bei den Konsument:innen verschwendet. Diese Lebensmittelverluste sind für 8 bis 10 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit trägt auch Lebensmittelverschwendung zu immer wärmeren Temperaturen und extremen Wetterereignissen wie Dürren und Überschwemmungen bei. Um auf das weltweite Problem der Lebensmittelverluste aufmerksam zu machen, erklärten die Vereinten Nationen vor ein paar Jahren den 29. September zum „Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung“. Bereits 2015 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen im Rahmen der Sustainable Development Goals (SDG) darauf, die weltweite Pro-Kopf-Verschwendung von Lebensmitteln im Einzelhandel und bei den Konsument:innen zu halbieren und die Lebensmittelverluste entlang der Produktions- und Lieferketten zu verringern.  

In Österreich landen jährlich über 1,2 Millionen Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen und Speiseresten im Restmüll oder in der Biotonne, wie aktuelle EU-Daten zeigen. 

Ende Oktober 2022 wurde erstmal vom Europäischen Statistischen Zentralamt Daten zur europaweiten Lebensmittelverschwendung veröffentlicht. Demzufolge wanderten im Jahr 2020 in den 27 EU-Staaten geschätzte 157 Mio. Tonnen Lebensmittel in den Müll. Im Durchschnitt verschwendet somit jede:r EU-Bürger:in 127 kg Lebensmittel im Jahr, jede:r Österreicher:in gar 136 kg. Dabei entfallen EU-weit etwa 55 Prozent auf die Haushalte, 18 Prozent auf die Verarbeitung und das verarbeitende Gewerbe, 11 Prozent auf die Landwirtschaft und die landwirtschaftliche Verarbeitung, 9 Prozent auf Restaurants und Gastronomie und 7 Prozent auf den Einzelhandel und sonstigen Vertrieb mit Lebensmitteln. 

Bereits viele großartige Initiativen

Werden Lebensmittel weggeworfen, gehen auch alle Ressourcen verloren, die für die Produktion, den Transport, die Verarbeitung und Vermarktung eingesetzt wurden. Zugleich hat Lebensmittelverschwendung auch eine soziale Dimension. Viele der Initiativen die Lebensmittel retten, verteilen diese an Menschen, die von Armut betroffen sind. Die Corona-Pandemie und die aktuellen Teuerungen haben die Situation für viele Menschen noch verschärft. Insbesondere Sozialmärkte oder die Lebensmittel-Tafeln bekommen dies tagtäglich zu spüren, da immer mehr armutsgefährdete Menschen bei ihnen anklopfen. Gleichzeitig werden auch immer mehr Lebensmittel gerettet und verteilt. So konnte die „Wiener Tafel“ im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent mehr Lebensmittel, insgesamt 746.100 kg, retten und weiterverteilen. Seit ein paar Jahren verkocht die „Wiener Tafel“ auch gerettete Lebensmittel. So wurde beim diesjährigen Weltspartag Bio-Weichselsaft aus geretteten Weichseln verschenkt. Die Brotpilot:innen in Wien retten in Zusammenarbeit mit Bäckereien täglich etliche Kilo Brot und bieten diese auf Wiener Märkten an. Die Grazer Plattform „Foodsharing“ bietet die Möglichkeit noch genießbare überschüssige Lebensmittel abzugeben bzw. abzuholen. Ihr Adressat ist der Haushalt. Sogenannte „Foodsaver“ kümmern sich um die Abholung und Weitergabe von Lebensmittelüberschüssen aus Kooperationsbetrieben in Handel und Gastronomie. Was vielen dieser Initiativen gemein ist: Arbeit auf ehrenamtlicher Basis und finanzielle Abhängigkeit von Spenden. 

Die Plattform „United Against Waste“ möchte die Lebensmittelabfälle in Küchenbetrieben bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Dabei arbeiten sowohl Bund, Länder, Wissenschaft und NGOs gemeinsam an diesem Ziel. Mit der TooGoodToGo App werden Speisen von Supermärkten, Hotellerie und Gastronomie zum Drittel des Preises verkauft. Und das Unternehmen „Unverschwendet“ verkocht Obst und Gemüse von Feldern oder Obstbäumen, die es nicht in den Handel schaffen. 

Tipps für den eigenen Kühlschrank

Mehr als die Hälfte der Lebensmittel wird von privaten Haushalten weggeworfen. Die Gründe dafür sind mehrschichtig. Oft wird zuviel eingekauft und Lebensmittel dann nicht rechtzeitig gegessen oder verkocht. Manches wird falsch gelagert und verschimmelt daher. Oft reicht aber bereits ein Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum, dass Lebensmittel nicht mehr verarbeitet oder gegessen werden und stattdessen im Müll landen. Was viele nicht wissen: Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt nur den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller bei richtiger Lagerung und geschlossener Verpackung spezifische Eigenschaften des Produktes garantiert. Daher sind viele Lebensmittel auch nach dem „Ablaufdatum“ noch genießbar. So ist Brot, Kleingebäck oder Milch zumindest zwei Tage länger haltbar oder Hartkäse bis zu 3 Wochen. Am besten riechen und kosten, bevor Lebensmittel weggeworfen werden. 

Bewusst einkaufen ist der erste Schritt, um Lebensmittelmüll zu vermeiden. Gute Planung und Einkaufslisten schreiben hilft dabei. Im Internet finden sich mittlerweile auch viele Rezepte, um Essensreste zu verwerten oder etwas hart gewordenes Brot doch noch zu verwenden. Und vieles ist zum Einfrieren geeignet.  Zukünftig werden viele bei all den Teuerungen wohl etwas umsichtiger einzukaufen.