Interview: Wenn das Wasser immer knapper wird

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Im Frühjahr gab es kaum Wasser für die Landwirtschaft, Wälder leiden unter Trockenstress, der Neusiedlersee hat so wenig Wasser wie seit Jahren nicht und die Grundwasserspiegel sinken. Gibt es insgesamt weniger Niederschlag oder fällt er bloß zur falschen Zeit oder am falschen Ort? 

Bei dieser Frage muss man den zeitlichen Horizont berücksichtigen. Über lange Zeitskalen, und hier sprechen wir über die letzten Jahrzehnte bis Jahrhunderte, lässt sich kein eindeutiger Trend der jährlichen Niederschlagssumme feststellen. Auffallend ist jedoch, dass in den letzten Jahren die Frühjahre, und hier besonders die Monate März und April sehr trocken waren. Fehlende Bodenfeuchte im Frühjahr kann bei ungünstigen Wetterlagen im Sommer zu extrem trockenen Bedingungen führen, wie dies etwa die Jahre 2015 oder 2018 als markante Dürrejahre zeigen. Im Sommer ist die Bildung von Schauern und Gewittern bei Wetterlagen mit wenig großräumigen Luftmassenwechsel eng gekoppelt an die Bodenfeuchte und den Eintrag von Feuchtigkeit in die Atmosphäre durch Verdunstung. Ist die Bodenfeuchte, und somit die Verdunstung, gering, setzt sich ein selbstverstärkender Mechanismus in Gang, welcher zu einem weiteren Austrocknen führt.

Wie wird die Klimakrise die Wasserverfügbarkeit in Österreich beeinflussen? 

Mit Hilfe von Klimasimulationen wird abgeschätzt wie sich das Klima unter verschiedenen Treibhausgas-Szenarien in Zukunft entwickeln wird. Man spricht hier von „Klimaprojektionen“. Dies sind keine klassischen Wetterprognosen, sondern Modellrechnungen der Klimabedingungen über einen längeren Zeitraum (mind. 30 Jahre). Für Österreich weisen diese generell auf etwas feuchtere Bedingungen hin, vor allem im Winter und Frühjahr. Im Sommer zeigt sich nur eine leichte Abnahme der Niederschlagssummen. Diese sehr allgemeinen Ergebnisse könnte man zunächst als Entwarnung bezüglich zukünftiger Wasserknappheit ansehen. Genauere Analysen fördern jedoch deutliche höhere Wahrscheinlichkeiten für Trockenheit im Sommer zutage. Diese sind begründet zum einen durch eine höhere Verdunstungsleistung der Atmosphäre bei höheren Temperaturen und zum anderen durch einen Anstieg der sog. „Variabilität“ im Klimasystem. Darunter versteht man den Wertebereich in dem sich z.B. die Sommerniederschläge von Jahr zu Jahr bewegen. Dieser wird in Zukunft größer, was zur Folge hat, dass extreme Trockenheit wahrscheinlicher wird, obwohl sich im Mittel über alle Jahre nur wenig Änderung abzeichnet.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um eine ausreichende Wasserversorgung auch in Zukunft sicherzustellen? 

Es wird in Zukunft immer wichtiger werden Wasser in Überschusszeiten zu speichern, um in Zeiten des Mangels davon zehren zu können. Die Prämisse muss sein, gefallenen Niederschlag möglichst lange in einem Gebiet zu halten. Konkrete Maßnahmen können z.B. die Errichtung von Regenwasserspeichern, Schaffung von Versickerungsflächen – auch in urbanem Gebiet, Revitalisierung von Feuchtgebieten, etc. sein. Parallel dazu sollte das Bewusstsein in der Bevölkerung für einen schonenderen Umgang mit der Ressource Wasser gesteigert werden.