Editorial: Recht und billig
Steigende Preise bringen viele Menschen massiv unter Druck. Vor allem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit geringen Einkommen brauchen dringend wirksame Entlastung. Vor allem natürlich, damit sie sich ein gutes Leben leisten können oder nicht in Armut geraten. Ein gutes und gesundes Leben ist ohne Erholung und Bewegung an der frischen Luft, in Wäldern, auf Bergen und an Seen nicht denkbar. Aber auch dort stellt sich allzu oft die Preisfrage, wird man für Baden, Radfahren oder Schwammerlsuchen immer öfter zur Kasse gebeten. Oder die Wanderung endet vor Absperrungen und der Zugang zum See ist nur privaten Grundeigentümern vorbehalten. Während in anderen europäischen Staaten Grund- und Verfassungsrechte den freien Zugang zur Natur seit langem sicherstellen, herrscht im Tourismusland Österreich immer noch das Vorrecht der Eigentümer:innen. Das erinnert an die Kaiserzeit, als nur den herrschaftlichen Jagdgesellschaften der Naturgenuss im Wald gestattet war. In den 70er Jahren hat das Forstgesetz zumindest das Begehen der Wälder grundsätzlich allen ermöglicht, viele Rechtsunsicherheiten bestehen aber nach wie vor. Auch öffentliche Seen und Flüsse sind kaum noch frei zugänglich. Gerade jetzt, wo allen die Pandemie und die Inflation in den Knochen steckt, ist es höchste Zeit, ein echtes Grundrecht auf freien Zugang zur Natur in der Verfassung zu verankern.