Schwerpunkt

Infrastruktur-Ausbau

Interview mit Ing.in Mag.a DIin Marion Medlitsch : Energiesystem ist im Umbruch

Was sind die Kernaufgaben der Austrian Power Grid?

Medlitsch: Die Austrian Power Grid (APG) ist Österreichs überregionaler Stromnetzbetreiber und mit verantwortlich für die Stromversorgung des Landes. Mit 450 MitarbeiterInnen hält die APG ein Netz mit rund 3.500 km Stromleitungen und über 60 Umspannwerken instand. Im Zuge der Energiewende, also der nachhaltigen Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare CO2-neutrale Erzeugung, gewinnt das Stromnetz immer stärker an Bedeutung. Das Netz von morgen muss leistungsfähig, intelligent und flexibel sein. Die zentrale Aufgabe der APG ist das Aufrechterhalten der Balance zwischen Stromerzeugung und -verbrauch in jeder Sekunde. Neben Netzbetrieb und laufendem  Netzausbau schafft die APG außerdem die physischen und regulatorischen Grundlagen für die weitere Umsetzung des europäischen Strombinnenmarkts.

Welche Rolle spielt die APG beim Ökostrom-Ausbau?

Medlitsch: Die APG schafft die Grundlagen, um den Ausbau erneuerbarer Energien überhaupt erst zu ermöglichen. Dazu zählt die Ertüchtigung und Flexibilisierung ihrer physischen Assets, um die in ihrem Erzeugungsverhalten volatilen Erneuerbaren in das Versorgungssystem einbinden zu können. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Schaffung von harmonisierten europaweit integrierten Strommärkten. Somit arbeitet die APG damit an der Erreichung der österreichischen und internationalen Klimaschutzziele.

Welche Investitionen stehen für die APG in den kommenden Jahren auf der Agenda?

Medlitsch: Wollen Österreich und Europa ihre Klimaziele erreichen, muss das gesamte Versorgungssystem umfassend und in all seinen Komponenten (Netzaus- und –umbau, Forschung & Entwicklung Marktmodelle usw.) weiterentwickelt werden. Die APG definiert im Netzentwicklungsplan in einer Mittelfristperspektive die im heimischen Stromnetz erforderlichen Investitionen. Bis 2025 belaufen sich diese auf über 2 Mrd. Euro. Diese Summe wird Investitionen von rund  1,5 Mrd. Euro an nationaler Wertschöpfung auslösen und so für 25.000 Arbeitsplätze verantwortlich sein.

Was fördert und was hemmt Investitionen im Hinblick auf die Energiewende?

Medlitsch: Eine neue Windkraftanlage steht oft binnen weniger Monate. Notwendige Stromleitungen durchlaufen im Vorfeld nicht selten viele Jahre dauernde Genehmigungsverfahren. 

Ganz wesentlich ist für uns daher, dass hier besser synchronisiert wird, ohne selbstverständlich die Einbindung wichtiger Stakeholder zu vernachlässigen. Und die größte Herausforderung im Netzbetrieb ist das völlig andere Erzeugungsverhalten von Windkraft und Sonnenenergie. Starke Schwankungen im Versorgungssystem erfordern ein intelligentes und flexibles Netz! Ebenso ist ein stabiler und attraktiver regulatorischer Rahmen essenziell.