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Klima & Geld

Interview mit Magdalena Heuwieser, Finance & Trade Watch (FT Watch): REDD+: Es trifft die falschen

In einer Broschüre von FT Watch über die Finanzialisierung der Natur (Link) geht es um REDD+, mit dem im Rahmen der Klimarahmenkonvention Waldschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern finanziert werden. FT Watch sieht das kritisch – warum? 

Heuwieser: Das Hauptproblem bei REDD+ ist, dass es Wald schützen will, indem die Nutzer des Waldes Geld dafür bekommen, dass sie auf die Nutzung verzichten. Das Geld sollte eigentlich durch den Verkauf von CO2-Gutschriften generiert werden: Wer Treibhausgase ausstößt, kauft CO2-Gutschriften aus REDD+, um damit die eigenen Emissionen zu kompensieren. Doch das Konzept funktioniert kaum. Und sogar wenn REDD+ von Entwicklungsgeldern statt über den CO2-Handel finanziert wird, ist die Vergütung meist minimal, und Verluste können durch die eingeschränkte Waldnutzung nie kompensiert werden. Das beweisen Studien. Sie zeigen auch, dass häufig bei den Ärmsten gar kein Geld ankommt. 

Aber ist nicht dennoch die Grundidee richtig? 

Heuwieser: Leider nein. REDD+ ist von Grund auf so angelegt, dass es die Hauptverursacher der Waldzerstörung nicht im Visier hat und auch nicht haben kann. Denn den Besitzern von Palmöl- oder Sojaplantagen, den Bergbaufirmen und den Papierfabrikanten müssten horrende Kompensationen geboten werden, damit sich der Waldschutz für sie genauso lohnt . Das geht nicht, weshalb sich REDD+ auf indigene Gemeinden, Kleinbäuerinnen und -bauern konzentriert, und versucht, diese vom Sammeln von Feuerholz oder von Subsistenzlandwirtschaft abzuhalten. In den allermeisten Fällen trifft REDD+ gerade diejenigen negativ, die definitiv sehr wenig zum Klimawandel beitragen.

Dazu kommt eben noch, dass die größten Verschmutzer ihre wachsenden Emissionen durch den Kauf von CO2-Gutschriften legitimieren. Die Flugindustrie hat das gerade durchgesetzt und lenkt so von effektiven Maßnahmen für verringerte Treibhausgase aus der Luftfahrt ab, z.B.  einer Kerosinsteuer und einer Verlagerung auf die Schiene.

Was müsste stattdessen unternommen werden, damit die Erhaltung der Wälder finanziell sinnvoller ist als sie abzuholzen?

Heuwieser: Ich würde die Frage anders stellen: Was müsste unternommen werden, damit Wälder erhalten statt abgeholzt werden? Inzwischen ist die Debatte so sehr darauf beschränkt, alles mit Marktmechanismen lösen zu wollen.

Es gibt aber auch Möglichkeiten, wie feste Begrenzungen von Abholzung, Kontingentierung, und auch Förderungen für nachhaltige Waldnutzung. Letztendlich braucht es eine Abkehr von fossilen Brennstoffen, eine Änderung unserer Landwirtschaft und Ernährung – weg von Palmöl und Massentierproduktion – oder unseres Verkehrssystems.