Schwerpunkt

Wasser-Liberalisierung

Interview mit Heidrun Maier-de Kruijff: Die Zukunft der Wasserversorgung

Was sind die Kernaufgaben des VÖWG im Wasserbereich? 

Maier-de Kruijff: Wir sind die österreichische Sektion der europäischen Sozialpartner im Bereich der öffentlichen Wirtschaft und vertreten die Interessen unserer Mitglieder insbesondere auf europäischer Ebene. Viele Bestimmungen im Bereich der öffentlichen Wirtschaft haben ihre Wurzeln in Brüssel und wenn es darum geht, Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten, dann muss das ganz oft in Brüssel gemacht werden.  Im Verband selbst gibt es sowohl Mitglieder auf Seite der Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, darin liegt unsere besondere Stärke. 

Wo liegen die größten Herausforderungen für die Kommunen in Bereich der Wasserversorgung? 

M.d.K.:  Ein großes Thema ist die Wasserrahmenrichtlinie. Derzeit ist der Vorsorgegedanke in der Wasserrahmenrichtlinie – das „Polluter-Pays-Prinzip“, also das Prinzip, dass der Verschmutzer bezahlt, verankert. Viele Interessensgruppen möchten dieses Prinzip aushebeln und zukünftig verstärkt auf die Aufbereitung von Trinkwasser setzen. Trinkwasseraufbereitung kann aus unserer Sicht immer nur die zweite Wahl sein. Unser Anliegen ist es die Menschen mit gutem natürlichem Wasser ohne Aufbereitung zu versorgen und dafür ist vorsorgender Grundwasserschutz notwendig, dies gilt auch für Flora und Fauna. Insbesondere Kleinstlebewesen profitieren von diesem Vorsorgegedanken. Grundwasserschutz und Investitionen spiegeln sich im Wasserpreis wider. Künftig müssen Wasserversorger außerdem noch stärker kooperieren.  

Welche Maßnahmen sind in 
Österreich erforderlich?

M.d.K.: Die Wasserversorgung in Spanien ist anders organisiert als die in Österreich. Das ist aufgrund der naturräumlichen Bedingungen schon mal so. Daher ist hier das Prinzip der Subsidiarität wichtig, um ein Europa mit unterschiedlicher Wasserversorgung zu managen. Benchmarking und Indikatoren für den Vergleich der Wasserversorgung bekommen immer mehr Gewicht. Es geht nicht darum, den Blick nur auf die Wirtschaftlichkeit der Wasserversorgung zu legen sondern von den Besten zu lernen. Wasser hat für Menschen seinen Wert und in Österreich hat niemand ein Problem damit, sein Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken – nicht überall in Europa ist das möglich.   

Welche Entwicklungen im Wasserbereich können sie im europäischen Kontext beobachten? 

M.d.K.:  Da stehen wir noch vor großen Herausforderungen. Aufgrund des Klimawandels – Stichwort: Überflutungen und Trockenheit – wird ein vernünftiges Wassermanagement immer wichtiger, z.B. der Rückbau von Verbauungen um Platz für das Wasser zu schaffen, Meerwasseraufbereitung oder Digitalisierung. Die Entwicklung der Smart Meter in der Energiewirtschaft einfach auf den Wasserbereich umzulegen sehen wir kritisch – dies würde Aufbereitung in einzelnen Haushalten bedeuten, was nur im Interesse der Smart-Meter-Produzenten, aber nicht der Umwelt wäre.