Editorial: Aus für Fossile?

Nicht das Ende der Dinosaurier ist gemeint, sondern der durch die Klimaerwärmung gebotene Ausstieg aus fossilen Kraftstoffen. Noch vor wenigen Jahren konnte sich kaum jemand vorstellen, dass E-Autos weltweit den Markt erobern würden. Car-Sharing-Modelle, leistbare multimodale städtische Mobilitätsangebote, die ein eigenes Auto überflüssig machen, oder ein Bahnangebot, das die Städte deutlich schneller, bequemer und sicherer als jeder Pkw-Verkehr verbinden kann, waren vor ein bis zwei Jahrzehnten nicht denkbar. Auch wenn Elektrofahrzeuge ein wichtiges Element der Dekarbonisierung sind, muss klar sein, dass die Klimaziele ohne einen Quantensprung im Öffentlichen Verkehr, in der Verlagerung des Güterverkehrs weg von der Straße und beim Radfahren und Zufußgehen nicht erreichbar sind. Aber die emotionale Aufmerksamkeit gehört – welch Wunder – in erster Linie den Autos. Wenn eine Mobilitätswende dazu führen soll, dass ab 2030 keine Pkw mit Diesel- oder Benzinmotoren mehr neu zugelassen und auch Lkw und Busse schrittweise auf alternative Antriebsformen umgestellt werden, dann ist das für viele ein völlig unrealistisches No-Go. Abgesehen von mangelnder Phantasie stecken aber auch ernste Bedenken hinter der verbreiteten Skepsis gegenüber einem raschen Ende für den Verbrennungsmotor. Österreichs Automobil(zuliefer)industrie beschäftigt rund 70.000 Menschen und konnte auch in Zeiten der Verlagerung in billigere Länder im Standortwettbewerb einen Spitzenplatz halten. Einerseits hängt ein großer Teil dieses Industriezweiges direkt vom Verbrennungsmotor (Motoren und Getriebe) und dessen Zukunft ab. Aber andererseits zeichnet er sich durch seine hohe Innovationsfähigkeit aus und könnte von einer Förderung des raschen Wandels profitieren. Um negative Verteilungs- und Arbeitsplatzeffekte zu verhindern, muss dieser Wandel jedenfalls aktiv von den Betroffenen mitgestaltet werden. Ambitionierte Ziele sollten als Wettbewerbsvorteil genutzt werden und dafür sorgen, dass die Automobilproduktion in Europa aus der Mobilitätswende gestärkt hervorgeht und nicht das Schicksal der Dinosaurier erleidet.