Editorial: Heißes Reiseklima 

Ja, auch dieser Sommer wird heiß und wir sehnen uns nach Strand und Meer. Das hat jedenfalls etwas mit dem Klimawandel zu tun, denn in den letzten Jahren stieg die Zahl der Sommer- und Hitzetage in Rekordhöhe und in den Bergen können wir den Gletschern beim Zerfließen fast zusehen. Aber auch das Reisen selbst hat Auswirkungen auf das Klima. Es kommt halt darauf an, wie man reist. Diejenigen, die mit Rad oder Bahn an den nächsten See oder in die Berge fahren und sich dort erfrischen, reisen nicht nur preiswert, sondern auch klimafreundlich. Bei Flugreisen ist das anders: Pro Person und zurückgelegtem Kilometer verursacht das Fliegen über 30-mal mehr CO2 als eine Bahnfahrt. Aber auch wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, belastet das Klima rund 15-mal mehr als mit dem Zug. In den letzten zwei Jahrzehnten sind Flugreisen deutlich billiger und damit auch für jene erschwinglich geworden, die nur über ein kleines Urlaubsbudget verfügen. Dass dies vor allem auf den beinharten Konkurrenzkampf zurückzuführen ist, den die Airlines auf dem Rücken ihrer Beschäftigten austragen, ist kein Geheimnis. Ursache dafür sind falsche Signale der Liberalisierung und fehlende soziale Regeln auf europäischer Ebene, die diesen Wettbewerb fördern. Der Vergleich mit dem Lkw-Verkehr liegt auf der Hand. In beiden Fällen ist der Transport eigentlich zu billig, werden weder die Beschäftigten fair entlohnt noch die erzeugten Umweltschäden von den Verursachern bezahlt. Die Kosten des Klimawandels und der Umweltbelastung tragen wir alle, aber vor allem die kommenden Generationen und die Natur. Jene Natur, die wir im Urlaub so gerne hautnah erleben wollen. Was ist also zu tun? Ein persönlicher Beitrag zum Klimaschutz ist durchaus möglich, es gibt Alternativen zur Flugreise und immer mehr Menschen nutzen sie. Aber noch wichtiger ist es, auch die Luftfahrt endlich in die Klimapolitik einzubeziehen und ihre Vorrechte auf allen Ebenen – national, EU-weit und global – zu beschränken. Auch im Interesse jener Beschäftigten, die sich mit fairen Löhnen dann auch den verdienten Urlaub leisten können.