Kommentar: Breitspurig und engstirnig

Seit Jahren pusht die Russische Staatsbahn das sogenannte Breitspurprojekt. Der Hintergrund: Während die Züge in Mitteleuropa und China auf der sogenannten Normalspur unterwegs sind, weist das russische Bahnnetz eine breitere Spurweite von 1.520 Millimeter auf. Umladen der Container an den Schnittstellen ist damit unumgänglich. Bislang endet die russische Breitspur an der polnischen Grenze und bei einem Stahlwerk im ostslowakischen Kosice. Eine eingleisige Güterbahn mit russischer Breitspur durch die Slowakei bis in den Raum Wien zu verlängern würde gut 6,5 Mrd. Euro kosten. Damit sollen die Warenströme – speziell aus China – vom Schiff auf die Schiene umgeleitet werden. Am Endpunkt sollte ein riesiger Terminal (5km lang, hunderte Meter breit!) im nördlichen Burgenland oder im Marchfeld gebaut werden. Angesichts der Ausmaße ist Widerstand schon vorprogrammiert.

Trotzdem dürfte das Projekt schlagend werden, hat doch Verkehrsminister Hofer den Burschenschafter Alexander Schierhuber zum neuen österreichischen Ko-Geschäftsführer der Breitspur Planungsgesellschaft ernannt. Ganz erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieser Bahn jedoch nicht, zumal die Finanzierung noch völlig in den Sternen steht: Soll nicht der gesamte Verkehr der Breitspur auf die Straße gelangen, muss ohnehin auf die Normalspur umgeladen werden. Ob dies 400 Kilometer weiter westlich passiert – oder doch in Kosice – macht keinen großen Unterschied. Es ist zu befürchten, dass bei einem Terminal in Ostösterreich ein sehr großer Anteil über das gut ausgebaute Autobahnnetz weiter transportiert wird. Warum also nicht den Terminal im Raum Kosice errichten und gleichzeitig das slowakische Normalspurnetz entsprechend ertüchtigen? Dies wäre billiger, rascher und politisch einfacher umzusetzen. Auch für den Modal Split (= Anteil des Bahnverkehrs) könnte dies besser sein, da die auf der Normalspur zurückgelegte Strecke dadurch länger wäre, was den Transport auf der Schiene aufgrund der Kostenstruktur gegenüber dem LKW doch wieder attraktiver macht. Die (militär)-strategischen Interessen Russlands und seiner Handlanger sehen aber anders aus.