Leben

Erkenntnis im Garten:  Mit der Saat beginnt´s

Nach einer Schätzung der Welternährungsorganisation FAO ist die Vielfalt der um 1.900 verfügbaren Sorten in den letzten 100 Jahren um rund drei Viertel verloren gegangen. Die Biodiversität hat folglich nicht nur am freien Feld sondern auch im Garten Schaden genommen. Daher sind „alte Sorten“ oder „Landsorten“ für die Zukunft der Kulturpflanzenvielfalt wichtig und ist es sinnvoll diese im eigenen Grün anzubauen. Landsorten oder alte Sorten sind samenfeste Sorten, welche die Eigenschaften ihrer Mutterpflanzen von Jahr zu Jahr weitergeben. Die Pflanzenzüchtung im Biolandbau setzt auf regional angepasste, samenfeste Sorten und achtet auch auf Qualität und Geschmack. Auch gentechnische und biotechnologische Methoden sind im Biolandbau nicht erlaubt. Viele Bio-Betriebe bieten Sorten an, die früher traditionell angebaut wurden, aber heute kaum mehr erhältlich sind. Landsorten sind meist in Bioqualität erhältlich und dementsprechend mit dem Biozeichen gekennzeichnet.  Samenfeste Sorten können von Jahr zu Jahr im Garten selbst vermehrt werden, wenn das Wissen dazu vorhanden ist. In Österreich setzt sich der Verein ARCHE NOAH seit über 30 Jahren für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt ein. Er bietet unter anderem Kurse und Bücher rund um das Wissen Vermehrung im Garten auch für HobbygärtnerInnen an. 

Bei konventionellem Saatgut hingegen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich dabei um Hybridsamen handelt. Hybridsamen werden so gezüchtet, dass sie die besten Eigenschaften einer Sorte hervorbringen. Allerdings verlieren sie diese Eigenschaften für das nächste Jahr.  Die Expertin Andrea Heistinger beschreibt sie als „Einmalsorten“. Sie können daher im Hausgarten nicht sinnvoll weitervermehrt werden und müssen jährlich neu eingekauft werden.  Wird eine Hybridsorte weiter vermehrt, spaltet sie sich in verschiedene Formen auf; die Sorte als solche ist nicht beständig. Darin liegt ein Vorteil für die Firmen. Die Hybridtechnik kann als eingebautes „copyright“ einer Sorte bezeichnet werden. 

Bio-Saatgut und Jungpflanzen 

Saatgut, Jungpflanzen und Topf-Kräuter in Bio-Qualität sind inzwischen auch in Supermärkten oder Gartenmärkten erhältlich, aber auch im Versandhandel gibt es gute Qualitäten.  Das biologische Angebot in Österreich deckt heute viele Wünsche für den Garten ab, sei es Biogemüse, Bioobst oder auch Blumen und Wiesenmischungen. Da der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und mineralischem Dünger hier nicht erlaubt ist, ist das auch gut für die Umwelt. 

Mittlerweile kommt die Vielfalt von Junggemüsepflanzen auch immer öfters zu den KonsumentInnen in die Stadt. So könnten beispielsweise „Sweet Chocolate-Paprika“, „Gelbe Dattelwein-Tomate“ oder „Bernary´s Blaukönigin-Melanzani“, biologisch hergestellte Raritäten, auf vielen lokalen Märkten aber auch in Supermärkten bezogen werden. Bei sozialökologischen Projekten, wie beispielsweise WUK bio.pflanzen werden die Jungpflanzen von Menschen, für die der Einstieg in den Arbeitsmarkt schwerfällt, hochgezogen. 

Biologisch gärtnern als Zukunftschance

Für Produkte die im Hausgarten, auf Dachterrassen oder als Balkonpflanzen verwendet werden, gibt es keine eigenen Biokriterien. Daher haben der Verein InfoXgen, die umweltberatung Wien und die Firma biohelp Garten & Bienen das Gütezeichen „biologisch gärtnern“ ins Leben gerufen. Sie möchten damit umweltbewegten Menschen die Suche nach umweltfreundlichen Produkten, die schonend für Pflanzen, Tiere und Menschen sind, erleichtern. Hinter dem Logo „biologisch gärtnern“ verbergen sich ausgearbeitete Kriterien, die sich am Biolandbau orientieren, um mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. Daher wird bei Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern auf ganzheitliche Maßnahmen gesetzt, chemisch-synthetische Pestizide sind gänzlich verboten. Nur Produkte die auch im biologischen Landbau erlaubt sind, dürfen verwendet werden. Die Biokontrollstelle bewertet dafür die umweltfreundlichen Präparate. Auch die Bewertung von Düngern und Substraten orientiert sich am Biolandbau. 
Bei Erde und Bodenverbessern dürfen nur torffreie Produkte verwendet werden. Mit der 
Verwendung von torffreier Erde werden die Lebensräume der Moore und das Klima geschützt, denn Moore speichern ein Drittel des weltweiten Kohlenstoffs.  Nach Auskunft von InfoXgen sind mittlerweile 275 Produkte von 41 österreichischen Herstellen mit dem Logo „biologisch gärtnern“ im österreichischen Handel erhältlich.